insecta urbanica - Presse

Gefakte Artikel für den Spiegel, die Bild-Zeitung und National Geographic.

 

Ich bedanke mich bei Thomas Eisenbach, der den Spiegel-Artikel gesetzt und geschrieben hat und bei Barbara Schirmer - selbiges für den Bild-Zeitungs-Artikel.



das ganze interview "Nova Species"

Die Insekten sind die erfolgreichste Tiergruppe überhaupt. sie umfassen fast 80% aller lebenden, bekannten Tierarten und ihre aussergewöhnliche
Fähigkeit sich neuen Gegebenheiten anzupassen hat es ihnen ermöglicht, sich über die ganze Erde zu verbreiten.
Vor einigen Jahren sind völlig neuartige Formen aufge­taucht, die man unter der Ordnung „Insecta Urbanica“ zusammengefasst hat.

Wir haben mit der Entdeckerin Ines braun gesprochen.

NG: Frau Braun, wie kam es vor einigen Jahren zur Entdeckung der Insecta Urbanica?
IB: Ich hatte schon lange die Vermutung, daß es zwischen Bahngleisen,  in Sperrmüllhaufen oder auf Schrottplätzen viel unentdecktes Leben geben muß. Leben, das einfach so gut an die Umgebung angepasst ist, daß man es leicht übersehen kann. Also habe ich gezielt an verdächtigen Stellen gesucht und bin fündig geworden ...
    NG: Was unterscheidet die Insecta Urbanica so sehr von ihren natürlichen Vettern, daß man sie in einer eingenen Ordnung zusammengefasst hat?
IB: Die Insecta Urbanica konnten sich überhaupt erst dank der modernen Zivilisation entwickeln. Sie leben ausschließlich in direkter Nähe des Menschen und erinnern äußerlich sehr an Dinge, die man auf der Straße finden kann. Zudem haben viele Arten zum Überleben einmalige Strategien entwickelt. Besonders die Energie­- gewinnung spielt dabei eine große Rolle. So sind viele Insectas zum Beispiel von Nahrung völlig unabhängig und zapfen elektrische Leitungen an, um ihre Energiespeicher aufzufüllen.
   NG: Sie waren in diesem Jahr in West-Papua und Bali unterwegs. Simmt es, daß in den tropischen Ländern die Insecta Urbanica besonders groß und auffällig sind?
IB: Das muß nicht unbedingt sein. Da die Arten ausschließlich an die zivilisatorischen Hinter-lassenschaften des Menschen angepasst sind, korrespondieren sie auch mit deren Größe. Aller­dings habe ich jetzt in Papua tatsächlich ein bemerkenswertes Exemplar entdeckt. Zum Teil liegt das sicher daran, daß dort nicht sofort jeder zerrissene Schuh oder kaputte Topf aus dem Straßengraben entfernt wird.

  

    NG: Also richtet sich die Vielfalt und Größe der Arten eher nach dem Wegwerfverhalten, als nach den klimatischen Bedingungen?
IB: So kann man das sagen. Im vergangenen Jahr habe ich in Singapur trotz intensiver Suche keine einzige Art entdecken können. Die Stadt ist so sauber, dass die Insectas dort keine Chance haben ...
    NG: Haben sie in diesem Jahr außergewöhnliche oder einzigartige Insecta Urbanica entdecken können?
IB: Obwohl jede Art für mich aufregend ist, gibt es tatsächlich eine Besonderheit. In Bali habe ich eine ­– bisher nicht näher bestimmbare ­ –  Spezies gefunden, die dort wohl endemisch sein dürfte. Sie erinnert optisch an die Opferschalen, die in Bali jeden Tag aufgestellt werden. Die geflochtene oder gesteckte Palm­blatt­struktur wird von den Urbanica perfekt kopiert. In Papua wo es solche Opferschalen nicht gibt, würde sich solch eine Art nie entwickeln können.
    NG: Wie waren ihre Beobachtungen in Papua?
IB: Nun, ich habe eigentlich zum ersten Mal eine Abhängigkeit der Urbanica von den echten Insekten bemerken können. Die riesige falterähnliche Spezies aus Papua ist dort nur so unauffällig, weil es vor Ort zahlreiche große Schmetterlinge gibt. Die Art ist zudem weitgehend in der Dämmerung aktiv und ist dann noch weniger von den echten Faltern zu unterscheiden. Tagsüber sitzen die Urbanica mit ausgebreiteten Flügeln im Straßengraben und lutschen an Bananenschalen.
    NG: Wie können wir uns ihren Arbeitstag in Papua vorstellen?
IB: Meist bin ich ziemlich früh auf und nehme meine planlosen Streifzüge an großen Verkehrsstraßen entlang auf. Dort ist die Wahr­schein­lichkeit auf Insectas zu treffen relativ groß. Im Laufe des Tages gehe ich kleinere Straßen ab – gerne solche mit Abwässergräben – und lande meist in der Nähe von Schuttablade­plätzen oder Müllkippen. Mittags ist die Suche vergleichsweise unangenehm, weil es sehr heiß wird und der Unrat oft entsetzlich riecht. Abends zeichne die „Nova Spezies“ oder gucke sie mir unter dem Vergrößerungsglas an. Mit der genauen Bestimmung kann ich erst in Köln anfangen.

NG: Sie entdecken und klassifizieren die Arten  nicht nur, sie fertigen auch sehr treffende Verhaltens-beschreibungen an. Wie kommen die zustande?
IB: Meine Arbeit besteht nicht nur im Suchen und klassifizieren. Habe ich ein unbekanntes Urba­nica entdeckt, setze ich mich dazu und notiere genau, was es tut. Meist nehme ich das Exem­plar anschließend mit in mein mobiles Labor und führe eine Reihe von kleinen Tests durch.
    NG: Was sind das für Tests?
IB: Naja, flugfähige Arten, wie diese große Art aus Papua müssen Loopings und Überschläge fliegen, dazu kommen einfache Kopfrechen­aufgaben und natürlich der Geschicklichkeits­parcours. Anschließend bringe ich die Urbanica an ihren Fundort zurück.
    NG: Gibt es Unterschiede bei den Individuen einer Art?
IB: Klar, das papuanische Flugurbanica, das ich in der Nähe des Flughafens entdeckt habe, konnte das gesamte aeronautische Programm absolvieren – inklusive Start- und Landegeräuschen.
    NG: Das heißt aber auch, daß sie als natur­liebender Mensch immer in der Nähe von Städten unterwegs sind?
IB: Ja, aber natürlich plane ich dann und wann mal einen Tag ein, um die tierischen Verwandten der Insectas zu besuchen. In Papua habe ich Gespenstschrecken gesehen und das ist fast so schön, wie neue Urbanicas zu entdecken.
    NG: Wir wünschen ihnen weiterhin
gutes Fortkommen in ihrer Arbeit und
bedanken uns für dieses Gespräch.


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