Pfeffer im arsch*

 Schaukelpferde, Mufflonschädel, Stroh

Installation im Kunstmuseum Ahlen, 2018
Installation im Kunstmuseum Ahlen, 2018
Kunstverein Wesseling, 2019
Kunstverein Wesseling, 2019
Ausstellung Nexus III, Festung Ehrenbreitstein, Koblenz, 2017
Ausstellung Nexus III, Festung Ehrenbreitstein, Koblenz, 2017

Wie ein gutes Pferd beschaffen sein sollte war schon Mitte des 18. Jahrhunderts schriftlich festgelegt. Wobei nicht nur die Fellfarbe wichtig war, schließlich konnte man von der Farbe des Pferdes auf seinen Charakter schließen, sondern auch viele weitere Eigenschaften waren definiert. So sollte ein gutes Militärpferd „fromm“ sein – ein tückisches Pferd sei schließlich gefährlich im Umgang mit dem Menschen. Es sollte beherzt sein – denn feige Pferde seien als Soldatenpferde gänzlich ungeeignet. Die Lebhaftigkeit des Pferdes aber galt als herausragend positives Merkmal, denn trägen Pferden „ ...mangele es an der Motivation zur Vollkommenheit ...“

 

Die Pferde sollten als solche von edelster Rasse und großem Temperament erscheinen. Dazu wurden die Mähne oder graue Haare über den Augenbögen alter Tiere überfärbt, tiefliegende Augengruben „aufgeblasen“, Fohlenzähne ausgebrochen oder die Zähne alter Tiere abgefeilt. Operationen, um die Form der Ohren oder des Schweifes zu richten, gehörten zu den gängigen Methoden der „Rosstäuscherei“. Was heute erheiternd klingt, war ernst gemeinte Praxis:

„...Es ist ein großer Uebelstand, wenn das Pferd den Schweif im Gehen zwischen die Beine ziehet, welches noch dazu ein Merkmal seiner Schwäche ist; um das also zu behindern, beißen sie ein Pfefferkorn durch, und stecken die Hälfte dem Pferde unvermerkt in Hintern, die andere Hälfte aber behalten sie im Maule. So lange das Pfefferkorn ihnen auf der Zunge beißet, spüret auch das Pferd ähnliche Empfindung davon, wodurch es den Schweif in die Höhe und vom Leibe wegzutragen gereizet wird.“ (Johann Gottfried Prizelius 1777)

 

Im Stall den Ines Braun eingerichtet hat, sind zwei Kreaturen angebunden, mit denen die Rosstäuscher noch einige Arbeit haben werden. Obwohl den Tieren doch eine Mähne Wildheit verleiht, fehlt ihnen doch ein Quentchen Lebhaftigkeit. Man könnte es ja einmal mit einem Pfefferkorn versuchen ...

 

* aus dem Pferdehandel stammende Redewendung