Mixed Media Installation, 2023
Fotos Isa Steinhäuser
Wie Trümmer überlagern sich Bohlen, zersplitterte Reste von Schienen oder Baracken. Eine Pistole dazwischen. Und im entgegengesetzten Winkel,
eine aus dem Schutz des Koffers gezogene Geige.
Das Bild von Zerstörung und Rücksichtslosigkeit leitet in eins der schwärzesten Kapitel der Europäischen Geschichte. In der „Lijst van slachtoffers Kamp Vught“ finde ich einen Violinisten unter den Opfern. Einen „Musicus von Beruf“. Sein Schicksal beschäftigt mich. Über Berend Hendriks ist nicht viel bekannt. Wahrscheinlich arbeitete er während des Krieges bei der illegalen Zeitung „Trouw “ mit, einer Widerstandszeitung.
Kamp Vught (Konzentrationslager Herzogenbusch) war das einzige Konzentrationslager außerhalb Nazideutschlands. Die fünfzehn Millionen Gulden, die das Projekt kostete, wurden Juden durch Plünderungen in den Niederlanden abgenommen. Von Januar 1943 bis September 1944 wurden hier über 30.000 Menschen gefangen gehalten. Juden, Sinti und Roma, Schwarzhändler, Kriminelle, Landstreicher und eben auch Widerständler wie Berend Hendriks.
Viele arbeiteten als Zwangsarbeiter bei Philips in der Glühbirnenproduktion.Es gab eine eigene Sprache in Kamp Vught, eigenes Lagergeld und eine Menge ungeschriebene Regeln. Etwa 750 Häftlinge starben in den ersten Wochen nach und während der Errichtung des Lagers. Was es im Überfluss gab: Katastrophale Lebensbedingungen, Krankheiten, Hunger und Misshandlungen.
Im Frühjahr 1944, nach der Invasion der Alliierten, gibt Berlin den Befehl: Verdächtige Gefangene können ab sofort ohne Gerichtsverfahren hingerichtet werden. Kurz vor der Auflösung des Lagers kommt es zu Massenerschießungen in einem Wäldchen in der Nähe von Kamp Vught. Berend Hendriks stirbt am 22. August 1944.